Die große Fahrt wagen
Am Freitag trafen sich bereits die ersten Silberkraniche am Kloster, um das Schwarzmat und den Einkauf auf alle zu verteilen, um dann am Bahnhof die restliche medinger Delegation in Empfang zu nehmen. Von dort aus ging es ohne jedwede Verzögerung schnurstracks nach über Göttingen nach Witzenhausen, wo totsch und tovó sich der Meute anschlossen.
Maxwell und Aaron bewaffneten sich dann mit Karte und Kompass, um uns über die Werra nach Unterrieden und weiter bis nach Neuseesen zu führen, wo wir einen Stopp zum Auffüllen der Wasserreserven einlegten. Dort erklommen wir dann auch den Winterberg, um unser Lager am Südhang aufzuschlagen. Bereits nach der Dämmerung zum Einbruch der Nacht wurden die letzten Kröten aufgestellt und ein kleines Feuer entfacht, um welches wir uns zum Abendbrot versammelten. Erschöpft von einem anstrengenden und fordernden Aufstieg vielen danach alle zügig in ihre Schlafsäcke. Alsbald erstummten die letzten Gespräche, der Wind trat mit einem ständigen Säuseln an ihre Stelle und trieb uns noch über die ganze Nacht hinweg Regenwolken zu, welche sich über dem Bergwald ergossen.
Immer munter, Berge rauf und wieder runter
Der nächste Morgen kam schnell und wie auf Abruf weckte uns neben dem Wecker der helle blaue Himmel Nordhessens, um dir nächste Etappe unseres Hajks einzuläuten. Schneller war das Lager abgebaut und die Frühstücksbrote geschmiert – Richtung Osten verließ unsere Horte den Winterberg, doch an Stelle von schlammigen Böden und Regenschauern, begleiteten uns nun die ersten Sonnenstrahlen des Tages, welche sich an den Baumwipfeln der uns umringenden Lärchen zu uns hinunter drängten.
Mangels besserer tatsächlich existierender Alternativen entschlossen wir uns dann, den tintenmarkierten Pfad, welcher uns bis jetzt auf der Karte stets vorauseilte, zu verlassen, um den schnellsten Weg bergab zu nehmen. Wir erhofften uns so, die Zufahrtsstraße nach Bornhagen, direkt am Fuße der Burg Hanstein gelegen, welche unser heutiges Zwischenziel war, abzupassen. Nun ausgestattet mit Wanderstöcken und gut gestärkt steigen wir in eine Schlucht hinab, welche in ihrem Kern durch einen kleinen Strom durchkreuzt wurde. Durch gegenseitiges Stützen überquerten wir jenen Bachlauf ohne Verluste. Nach einem kurzen Kampf mit den glitschigen Kanten der Schlucht standen wir dann, man mag es kaum glauben, direkt an der anvisierten Straße, welche uns nun über einige Serpentinen der ehemaligen Kolonnenstraße zuführte, die an dieser Stelle die alte innerdeutsche Grenze markierte.
Oben auf dem Hanstein angekommen plünderten wir unsere AB-Päckchen, um genug Bargeld zusammen zu kratzen, damit uns die Dame hinter dem Kassenschalter die ersehnten Eintrittskarten auf das Burggelände überreichen konnte. Die frühe Mittagszeit wurde nun genutzt, die alten erodierten Mauern der Hanstein zu erkunden und um die Funktionsweisen der dort ausgestellten Folterwerkzeuge ausgiebig zu erörtern. Als sich unser Aufenthalt dort dem Ende neigte, berieten sich alle kurz, um den bestmöglichen Weg nach Werleshausen auszumachen, wo uns Gesa auf ihrem neuen Hof willkommen heißen wollte. Auch dieser Weg wurde wieder schnell beschritten, wobei Apfelbäume am Wegesrand immer wieder für eine Zwischenmahlzeit herhalten mussten.
Mittlerweile hatten sich alle Blautüchler am Ende der Kolonne versammelt, um wenigstens kurz den quälenden Lauten und Ausdrücken der Wölflinge zu entkommen, deren Rucksäcke mit Stacheln besetzt und Beton beladen zu sein schienen. Zum Glück sah man bereits die Dächer Werleshausens über die beweideten Hügel hinweg, die eine warme Mahlzeit und ein Ende des ständigen Auf und Abs versprachen. Dort, in dem kleinen Dorf am Laufe der Werra direkt am Aufstieg zum Ludwigstein, kehrten nun alle zufrieden ein, nachdem uns ein warmes Lachen Gesas, Kaffees und eine noch recht zurückhaltende Jonna begrüßten.
Nasse Kothenbahnen wurden zum Trocknen ausgelegt und zum Mittag die restlich mitgeführte Verpflegung restlos aus den Rucksäcken getilgt. Der Nachmittag wurde mit dem Sonnen im Garten angetreten. Plötzlich schien die Energie der Wölflinge kein Ende mehr zu finden. Die der Blautüchler auf ihren Isomatten jedoch legte offensichtlich eine Verschnaufpause ein.
Nach einem kurzen Durchatmen ging es dann weiter:
Wir sammelten Wallnüsse, hakten Laub, schälten Kartoffeln und kümmerten uns um Kürbisbeete, welche zu dieser Jahreszeit mit ihren Früchten prahlten. Während der Arbeit merkte man kaum, wie schnell die Dunkelheit über uns hereinbrach und ehe wir uns versahen, saßen wir gemeinsam mit den Kalteneckers und míro, der mittlerweile dazugestoßen war, am Esstisch und genossen einen warmen Kartoffeleintopf mit Apfelstreuseln und Vanillesoße zum Nachtisch.
Wir hatten es nun Kaffee und seinen Bienen zu verdanken, dass wir uns kurz darauf um ein regelrechtes Höllenfeuer versammeln konnten, um unseren Stimmen und Klampfen Raum zu machen. (Um keine Traumata zu wecken, wird an dieser Stelle auf Kazoos nicht weiter eingegangen) Nur Dank der Bienen konnten wir Waben vergangener Völker zum Feuer aufschichten, welche natürlich vortrefflich brannten.
Am nächsten Morgen, die Nacht war sternenklar gewesen, begannen wir sogleich mit dem Abbau der Loks und Kröten, welche uns in dieser Nacht beherbergten. Lediglich die Eisschicht, die sich bereits auf manchen Planen gebildet hatte, stellte sich unseren Bemühungen etwas in den Weg. Nach einer weiteren exzellenten Mahlzeit Porridge machte sich der Trupp dann daran, die letzten Meter über die Werra und den Ludwigstein hinaus zu erklimmen. Jetzt waren wir endlich am letzten Ziel unserer Fahrt angekommen.
Lu Lu!
Dieses Kapitel wird das kürzeste, wenn auch der Zeitraum der längste war, denn die Erinnerungen an das, was nun die nächsten zwei Tage passierte, verschwimmen in einem See voller Freude, gutem Essen, amüsanten Spielen und guter Musik. Keinen Zweck hätte es zu beschreiben, was die Burg Ludwigstein in einer Pfadfindermeute auslöst. Egal wie beschrieben, es würde der Realität nicht gerecht werden. Deshalb lasse ich jetzt die restlichen Bilder ihre Wirkung entfalten und beende diesen Bericht einer so gelungenen Fahrt.
Gut Pfad
samo
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