“Wenn ich die See seh’, brauch’ ich kein Meer mehr.”

– Kapitän Blaubär (vermutlich)

Fahrtenbuch

…eingescannt dank zivas unermüdlicher Arbeit.

Törnkarte
Tag 0 – Feuerwerk über der Förde

Das Dreiergespann aus tovó, ziva und samo (Das bin ich) kam bereits einen Tag vor allen anderen in Medingen zusammen, um dann in feinster Tetris-Manier den alten klapprigen Škoda von samos Vater an die Grenzen seiner tschechischen Belastbarkeit zu bringen. Mit 160 Sachen – wobei bereits jeder Radiosender vom Getöse des Wagens übertönt wurde – düsten wir dann ohne Rücksicht auf Verluste immer gen Norden.

Um so weiter wir nach Kiel reinkamen, um so mehr dämmerte es uns: ein Finden eines Parkplatzes, oder gar ein Erreichen der Ryvar am Sartori-Berger Kai würde heute Abend nahezu unmöglich sein, da die Kieler Woche an diesem Sonntag ihr großes Finale feierte. Im Spießroutenlauf zwischen Verkehrspolizisten, Straßensperrungen und einem stetigen “Wenn möglich bitte wenden” blieb uns erstmal nichts, als das Parkhaus des Universitätsklinikums.

Also ging es geschlagen zu Fuß weiter durch das Chaos, was der Kieler Verkehr an diesem Tag war. Auf dem Weg zum Sartori-Berger Kai, an dem die Ryvar liegen sollte. Wir drängten uns also vorbei ein Verkehrspolizisten, die uns erzählten, dass wir mit dem Auto erst nach 0 Uhr durch die Stadt fahren konnten und gingen dann weiter entlang der Promenade zum Kai, an dem die Ryvar bereits wartete. Auf der Ryvar wartete schon Gabriel, der auf unserer Reise der Matrose sein würde. Er lud uns ein auf dem Schiff das geplante Feuerwerk zum Abschluss der Kieler Woche zu zu bestaunen, unter der Bedingung, dass wir jeden Passanten, der versuchen würde ebenfalls auf das Schiff zu kommen, mit einem herzlichen “Fuck off” wieder von Bord beten würden – wir dachten nicht, dass das wirklich nötig werden würde. Während wir also auf das unglaublich schöne Feuerwerk und die Drohnenschau über der Förde blickten, versuchte ein junger Mann, bei dem bereits alle Lichter an waren und der Kessel ordentlich glühte, mit den Worten “Ich bin von Föhr, ich darf auf euer Schiff” uns zu entern. Erst nach einiger Überzeugungsarbeit unsererseits konnten wir damit unseren erster Kaperversuch abwenden.

Nun, da bereits einige Zeit vergangen war und das letzte Feuerwerk den Hafen erleuchtet hatte, machten wir uns zurück auf den Weg zum Wagen, der noch immer irgendwo am Universitätsklinikum seinen Platz hatte. Auf dem Weg dahin streiften wir noch an den Fressbuden vorbei, an denen noch reger Betrieb herrschte. Auf der Suche nach etwas zu Essen landeten wir dann bei einer Champinionbude die, wie ein Marktschreier und glaubwürdig verkaufte, auch Lachs anbieten würde; “Das ist kein Flachs, sondern Lachs!”. Die Bude verkaufte sogar noch ihre Restbestände der Woche, welche wir laut unserem Einkaufsplan sogar auch noch brauchten! Nach kleinen Verhandlungen deckten wir uns dann mit der nötigen Menge an Pilzen ein und konnten diese dann auch direkt von unserer Liste streichen.

Nach einer kleinen Stärkung ging es dann straffen Schrittes wieder vorbei an Absperrungen hin zu unserem Wagen. Was sollten wir nun tun? Die Absperrungen waren immer noch nicht aufgehoben und wir alle waren von der Fahrt Hunde müde und wollten nicht noch länger durch Kiel irren. Wir fassten also den waghalsigen Beschluss die Grenzen der StVO zu dehnen und uns einer osteuropäischen Autokolonne anzuschließen, die sich ihren Weg vorbei an den Barrikaden zu bahnen schien. Nach einigem Eierflattern und meinem Bedürfnis die Nacht-und-Nebel-Aktion abzubrechen, gelangen wir dann schließlich, der Rennleitung zum Trotz, zum Kai. Heilfroh brachten wir unsere wichtigsten Sachen in die Messe, in welcher wir einen Einfall hatten, der uns am nächsten Tag noch einiges an Zeit sparen sollte; wir hatten die Idee, zusätzlich zu dem Brot, welches wir bereits im Voraus bei einer lokalen Bäckerei bestellt hatten, nun die Gesamtheit des Einkaufs bei Rewe zu bestellen und für uns packen zu lassen.

Feuerwerk zum Abschluss der Kieler Woche🎆
Tag 1 – Flucht aus Kiel, Ankunft in Bagenkop

Am nächsten Morgen stand dann der Einkauf für die kommenden zwei Wochen auf der Agenda. Zunächst fuhren wir jedoch in Aller Frühe zum Bäcker, um die 62kg (!) Brot abzuholen, die wir zuvor bestellt hatten. Nach einem kurzen Zwischenstopp an der Ryvar machten wir uns dann auf dem Weg zu dem REWE, den wir in der Nacht zuvor mit unserem Einkauf beauftragt hatten. Zuvor hatte uns der Filialleiter morgens mit einem Anruf aus dem Bett gerissen, als dieser ungläubig eine Bestätigung unser 1172,32€-Lebensmittelbestellung einforderte. Angekommen am Rewe erwarteten uns dann schon zwei Container voller Lebensmitteln, welche wir nur mit größter Mühe in das Auto laden konnten. Insgesamt mussten wir immerhin 353,0809kg Lebensmitteln kaufen und verstauen.

Bis wir die gekauften Lebensmittel dann noch auf dem Schiff gebunkert hatten verging wieder eine lange Zeit und kaum waren wir fertig konnten wir uns noch ein kleines Mittagessen genehmigen, bis dann der große Rest der Kohorte schließlich an der Ryvar ankam.

Und auch hier machten wir nicht lange Pause, sondern entschlossen uns direkt dazu nur die Rucksäcke schleunigst unter Deck in die Messe zu stellen und dann hieß es auch schon: “Leinen los!” und wir fuhren los, raus aus dem grauen Kiel und mit der Hoffnung ganz bald schon besseres Wetter begrüßen zu können.

Für den ersten (halben) Tag steckte Joachim, unser Kapitän zu See, das erste Tagesziel in Bagenkop, Dänemark, was wir dann auch nach einer kurzen, aber bereits recht intensiven Überfahrt am Abend erreichen sollten. Für den Abend erklärten sich dann tovó und ich bereit zu kochen, während der Rest die Kojen bezog. Zufrieden, aber geschafft vom auftreibenden Tag vielen heute Abend alle früh ins Bett, doch an solch ein Tagespensum würden wir uns schon sehr bald gewöhnen.

Die Ryvar am Anfang und am Ende des ersten Tages.
Tag 2 – Erster Seetag, Nystedter Untiefen und Dorfidylle

Am zweiten Tag unseres Törns legten wir bereits in aller Herrgottsfrühe ab, um endlich mehr von der Ostsee erleben zu können. Uns wurden Seekarten und Hafenlotsen gegeben, mit dessen Hilfe wir uns nun immer die nächsten Ziele stecken konnten. Unsere Navigatoren für heute sollten Benedikt und totsch sein, welche alsbald einen idyllischen Hafen an der Südküste der Insel Lolland ausmachten – Nysted. Der Hafenlotse versprach uns eine kleine gemütliche Stadt am Südeingang des Guldborgsunds. Die Versprechungen würden uns nicht enttäuschen.

Von der See aus kaum zu sehen, verbarg sich Nysted in einer kleinen Bucht, welche, gesäumt von saftgrünen Wiesen und Wäldern, einer Oase glich. Ringsum die Hafeneinfahrt waren kleine Stege zu sehen, von denen aus sich Leute in die Ostsee warfen.

Während wir bei unserem Anlegemanöver den Sand im Hafen ordentlich aufwühlten beäugten uns die Insulaner, die an diesem Anlieger wahrscheinlich schon länger kein Schiff mehr in dieser Größe gesehen hatten.

Bevor das Abendprogramm starten konnte erkundeten wir Nysted und bewunderten die märchenhaften Gassen des Ortes. Zurück auf dem Schiff aßen wir dann gemeinsam zu Abend und begannen dann mit der ersten Einheit: Schiffskunde.

Tag 3 – Klintholm Havn

Am dritten Tag entwickelte sich das Wetter leider entgegen unserer Hoffnungen und es wurde kälter und windigen, wodurch wir jedoch in einem Affenzahn auf zum nächsten Hafen segeln konnten. Unweit der Küsten von Lolland flogen wir dem nächsten Hafen entgegen; Klintholm.

“Auf jedem Schiff, das schwippt und schwabbelt, gibts einen, der nur dumm sabbelt.”

samo samoson

Wir segelten entlang der Südküste Falsters und Møns, während sich die See immer weiter aufschaukelte. Doch der sichere Hafen und die Klippen von Klintholm lockten uns immer näher an die Insel Møn.

Während die Ryvar sich so den Weg durch die Wellen der Ostsee bahnte entbrannte plötzlich eine leidenschaftliche Diskussion über Apfelkuchen, genauer gesagt darüber, ob dieser besser mit oder ohne Marzipan zuzubereiten ist. Wir einigten uns darauf uns uneinig zu sein und schmiedeten Gruppen, in denen wir uns auf einen Backwettstreit vorbereiteten. Schritt eins war es bei beiden Gruppen, sobald man wieder in Funkreichweite der Inseln war, die Mamas und Omas dieser Welt anzurufen und nach den besten Rezepten zu fragen – der Wettstreit hatte begonnen!

Wir waren eines der letzten Schiffe, welche sich vor dem sich verschlechternden Wetter gerettet haben. Es sah ganz danach aus, als müssten man den nächsten Tag an Land aussitzen, um keine Landrattenmägen zu gefährden. Durchgeschüttelt, durchgefroren, aber zufrieden und satt, endete dieser Tag im Hafen von Klintholm mit einer ausgedehnten Einheit zur ersten Hilfe, präsentiert von trave.

Tag 4 – Die Klippen von Klintholm

Am morgen des vierten Tages wurde dann das bestätigt, was wir am Vorabend schon befürchteten, das Wetter würde uns an diesem Tag in den Hafen bannen.

Bereits beim Frühsport grüßte uns der Tag mit waagerechtem Regen, doch das warme Poridge, was für diesen Morgen angedacht war hebt die Laune wieder merklich. Aufgetankt und voller Tatendrang verließen wir den Kai und hajkten ins Landesinnere, durch wunderschöne Dörfer, mit wunderlichen Straßennamen und vorbei an Wiesen mit verwunderten Kühen.

Auf einer Anhöhe trennten wir uns dann. Ein Teil der Gruppe wollte weiterhajken, bis zu den Klintholmer Klippen, unter welcher laut dem Hafenmeister jeder Hobbyarchäologe durch zahlreiche Fossile auf seine Kosten kommen sollte, und ein weiterer Teil der Gruppe machte sich auf den Rückweg zum Schiff, um unter anderem den berühmten dänischen Marzipan für einen der geplanten Apfelkuchen zu besorgen.

Wir liefen also weiter den Weg entlang, der sich Kilometer nach Kilometer durch sanfte Hügel und die Wälder Møns schlängelte. Mittlerweile existierte der Weg, den wir gehen wollte, wohl nur noch auf unserer Karte und so stromerten wir immer weiter über Wiesen und durch schmale Kluften, bis man am Ende eines kleinen Waldweges einen Holzsteg ausmachen konnte.

Es stellte sich heraus, dass jener Steg, den wir dort erreicht hatten, bereits zu den Aussichtsplattformen gehörte, welche die Klippen weiträumig umspannten. Kurz hinter der Waldgrenze, aus welche wir heraustraten, bäumte sich dann ein riesiges Betongebäude vor uns einige Meter hoch in die Luft. Wie sich herausstellen sollte, waren wir selbst bei diesem doch recht schlechten Wetter längst nicht die einzigen, die sich auf den Weg zu den Klippen gemacht hatte, jedoch waren die restlichen Leute mit dem Auto die Straße hochgefahren, saßen gerade in jenem Betongebäude, was ein paläontologisches Museum war, und aßen zu Mittag – zu ausgesprochen dänischen Preisen.

Dem launischen Wetter zum Trotz begannen wir dann vorsichtig die glitschigen Treppenstufen den Steilhang hinunter zu gehen, bis wir schließlich unten am Strand ankamen. Das Wasser, welches durch den Kreidefels augenscheinlich eher als Milch identifiziert werden konnte, peitschte auf den stellenweise nur sehr schmalen Strand. Nach einem kleinen Spießroutenlauf hatten wir es dann aber geschafft und standen auf einem Geröllfeld, welches durch das Herabbrechen des Küste entstanden sein musste. Unsere steinzeitlichen Urinstinkte traten alsbald ans Tageslicht und wir begannen unzählige Steine zu werfen, gegeneinander zu kloppen und akribisch zu untersuchen, ob sich nicht in dem ein oder anderen doch ein Fossil finden ließe.

Ohne weit vorgreifen zu wollen: An diesem Tag sollten wir leider keine im Stein eingeschlossenen Fossile finden, jedoch einige Donnerkeile und Hühnergötter.

…und ein Reh, das wohl den herabstürzenden Klippen zum Opfer gefallen war.

Nach einigen Zeit am Strand kämpften wir uns dann wieder die hölzernen Treppen empor, wobei manche mit kleineren Blessuren zu ringen hatten, die während des Ausweichens der Wellen entstanden. Oben im Museum angekommen machten wir eine kurze Rast und beratschlagten, wie wir nun am besten zurück zum Hafen kommen würden. Nach kurzer Diskussion hajkten emza und ich los, während der Rest auf den nächsten Bus wartete – wir kamen beinahe zeitgleich wieder am Pier an.

Angekommen am Schiff fand dann die gesamte Mannschaft zu einem gemütlich Nachmittag und Abend zusammen.

Tag 5 – Sturmfahrt zur Reichsresidenz

Nach einem ganzen Tag an Land wollten wir heute endlich wieder den sicheren Hafen verlassen und nach Sjælland segeln, zur dänischen Hauptstadt Kopenhagen. Doch die heutige Ausfahrt aus dem Hafen stand selbst den Silberkranichen mit den robustesten Mägen bevor; Der Wellengang, wegen dessen wir gestern im Hafen geblieben waren, hatte sich bis zum heutigen Tag kaum gebessert, die Wellenberge türmten sich auf und die Gischt wehte über die Mole hinweg in das gesamte Hafenbecken. Doch was wäre die Pfadfinderei ohne ein kleines (oder großes) Abenteuer? Also machte die Küchencrew alles seefest, alle packten sich dick und wasserfest ein, und begaben sich an Deck. Es begann die Flucht nach vorn!

Doch nach einiger Zeit drehte Joachim den Bug backbord und unser Kurs Richtung Osten brachte uns direkt vor die Steilküste Møns, über den dann auch der Himmel plötzlich aufriss. Wir genossen die warmen Sonnenstrahlen, welche das Deck nach zwei Tagen im Dauerregen fluteten.

“Lieber auf Schiffen essen, als ins Essen schiffen.”

samoson, samo

Doch auch unter Deck ging es allmählich heiß her. Abgesehen vom Trubel, den das Küchenteam dort normalerweise verursachte, begannen wir alles für den Apfelkuchenwettkampf vorzubereiten. Währenddessen kamen wir Kopenhagen immer näher – und das war auch wichtig so, denn irgendwann entschloss sich der Hauptdiesel dazu, den Geist aufzugeben, was eine aufwendige Reparatur nötig machte.

Aber auch abgesehen davon, trat uns ein spannender Abend entgegen, denn auch wir konnten uns nicht von den niederen Begierden des Menschseins lossagen und fiebertem dem Viertelfinalspiel der Europameisterschaft Deutschland gegen Spanien entgegen. Über dessen Ausgang möchte ich an dieser Stelle, aber aus gewissen Gründen lieber nicht berichten, ihr alle kennt den Skandal.

Nichts desto trotz genossen wir bei bestem Kopenhagen-Wetter den fertigen Apfelkuchen auf Deck und beäugten das Lichtspiel, des sich an den seichten Wellen brechenden Abendsonnenlichts im Hafenbecken, dieser atemberaubenden Stadt.

Am nun schon späteren Abend trafen wir uns alle in der Messe, um gemeinsam emzas vorbereitete IG, das Töpfern, als kreativen Ausgleich für den Tag zu nutzen. Man munkelt, dass manch abenteuerlichen Nachtschwärmer danach noch Kopenhagen erkundete, und ganz nebenbei auf der Tor zur Hölle gestoßen sei…

Tag 6 – Kopenhagen im Sommer

Wie sich herausstellt, war Kopenhagen am nächsten morgen, mindestens noch genau so schön, wie am Abend zuvor. Das, gepaart mit dem Fakt, dass der Diesel heute repariert werden musste, weil dieser mehr Öl verlor, als…

…ein Ölfass mit Loch, zwang uns heute zu einem Landtag, was bei der Kulisse Kopenhagens jedoch freilich keinen enttäuschte. So machten wir uns in vielen kleinen Grüppchen auf, weiter in die Innenstadt Kopenhagens zu gelangen. Wir stießen wohl auf eine Art Straßenfest, so glauben wir es jedenfalls. Vielleicht sind die Dänen auch einfach nur immer so exzellent gelaunt. Manch einer von uns zog noch mit dem Gedanken los, vielleicht ein kleines Mitbringsel für zuhause kaufen zu können – was sicherlich auch möglich war, doch eindeutig nur zu sehr dänischen Preisen.

Viel zu berichten gibt es von diesem Bummeltag tatsächlich nicht, außer, dass man Kopenhagen wohl selber einmal bereist haben sollte, um diese maritime königliche Metropole am Øresund zu erleben.

Tag 7 – Das Lager am Øresund

Hallelujah! Der Diesel brummt wieder, die Sonne scheint und die armen Kopenhagener müssen uns am Pier beim Frühsport ansehen. Die Mannschaft (Ohne Benedikt, der nun hier in Kopenhagen leider von Bord musste) ist wieder unterwegs!

Begeistert vom Anblick der qualmenden Müllverbrennungsanlage Kopenhagens, fuhren wir also am heutigen Tag unsere kürzeste Strecke und überquerten nur die Meerenge, die Dänemark von Schweden trennte. Angekommen im wunderschönen Örtchen Landskrona, welches im Südwesten Schwedens lag. Nach einigen kurzen Vorbereitungen, schulterten wir den Rucksäcke und bahnten uns einen Weg durch Parks und ehemaligen Festungen, bis wir schließlich an einem Wanderweg ankamen, der die Küste nordwärts entlang führt. Jener Pfad sollte uns dann auch schnell zum geplanten Abendlagerplatz mit beeindruckender Kulisse bringen.

Am Rande eines Golfplatzes in einem winzigen Waldstückchen befand sich eine noch kleinere Wiese, umsäumt von Bäumen und dem Strand, welcher den Blick über den Øresund öffnete. Wir entfachten ein kleines Reisigfeuer, um die Bolognese für den heutigen Abend kochen zu können. Während alles köchelte, schlugen wir das Lager auf – 2 Kothen, eine Kröte und eine geschwürartige Konstruktion aus den übrigen Planen boten uns heute Nacht Schutz vor Wind und Wetter.

Am Fuße des alten Bunkers, der das Lager teilweise in Richtung des Wanderweges abschirmte führte uns eine melancholische Singerunde immer später in die Nacht hinein.

Tag 8 – Schwedisches Juwel Landskrona

Am achten Tagen unserer Fahrt machten wir uns bereits früh nach dem ersten Essen auf, wieder zurück nach Landskrona und zur Ryvar zu gelangen. Bereits kurz vor dem Mittag trafen wir wieder in der idyllischen Innenstadt ein, in welcher die Ryvar zum Glück immer noch auf uns wartete.

Den restlichen Tag nutzten wir, um das gebrauchte Mat wieder unter Deck zu verstauen und die Seele während einigen Spaziergängen in der Stadt baumeln zu lassen.

Später folgte dann der erste Teil eines eigens für diesen Abend konzipierten Quizs von totsch. Es traten die legendären Gruppen “Jägermeister”, “Wilder 4er” und der “Schatz des Wissens” gegeneinander an. Wer gewinnen sollte, erfuhren wir jedoch erst an einem späteren Abend, nachdem wir uns auch durch den zweiten Teil gekämpft hatten.

Für heute gingen nach dem Quiz jedoch die Lichter aus, weil wir mit Joachim am nächsten Tag noch so einiges vor hatten…

Tag 9 – Flohmarkt auf Sejerø

Das Logbuch schreibt an diesem Tag folgende Kennzahlen:

Strecke: 70nm

Wassertemperatur: 17°C

Durchschnittsgeschwindigkeit: 4,58kn

Windgeschwindigkeit: Flaute

“Auf jedem Schiff, das schwimmt und segelt, gibts einen, der die Sache regelt.”

Nelson Mandela

Diese Gegebenheiten diktierten uns also erstmal eine sehr lange Fahrt unter Motor, dessen dröhnendes Geräusch über Stunden hinweg die stählerne Ryvar zum Zittern brachte. Nichts desto trotz ermöglichte uns dies wenigstens, bei der Ausfahrt aus dem Øresund beeindruckende Aufnahmen zu machen.

Rings um die Ryvar erhoben sich lediglich seichte weitgeschwungene Wellen, die den blauen Himmel über Helsingør widerspiegelten. Allein die Ryvar brachte das Wasser in Bewegung, während sie mit ihrem Bug die Wassermassen trennte.

Nach der folgenden, bisher längsten Überfahrt, legten wir an dem bisher kleinsten Hafen unserer Fahrt an, dem von Sejerø.

Sejerby war ein beschauliches kleines Dorf, mitten in der dänischen Ostsee, dass allerdings durch viele kleine Handwerksläden doch so einiges zu bieten hatte. Südlich vom Hafenbecken erstreckten sich harmonisch gewölbte mit Gras bewachsene Dünen, bis hin zur erkennbaren Spitze der Insel.

Auf der Insel entdeckten wir einen kleinen Laden, der es uns ermöglichte noch einige einzelne Lebensmittel einzukaufen, von denen uns auffiel, dass sie uns ansonsten in den nächsten Tag fehlen würden. Auf dem Weg zu jenem besagten Lädchen kamen wir auch an einem Haus vorbei, welches nahezu in Gänze zu einem Flohmarkt geworden war. Von alten Feldstechern bis Schallplatten und Gewürzdosen war hier alles zu finden.

Tag 10 – Zweimaster im Luxushafen Ballen

Entzückt teilte uns der Kapitän heute mit, dass er es geschafft hatte, für uns bei einem alten Freund in Ballen (Samsø) trotz des zu dieser Jahreszeit traditionell durch Luxusyachten überlaufenen Hafens, von wo aus sich die dänische high society auf den Weg nach Anholt machte, was wohl vom Status her mit Sylt zu vergleichen war, einen Liegeplatz zu sichern.

Die meisten staunten also nicht schlecht, als an Stelle der weißen aufgetakelten Yachten, plötzlich ein über 40m langer roter Zweimaster an der Außenmole des Hafens festmachte.

Und das beste war:

Nach einem kurzen Baden am nahegelegenen Strand waren die ersten individuell belegten Pizzastücke perfekt zur goldenen Stunde kurz vor dem Sonnenuntergang über Samsø fertig. Wie Könige speisten wir an diesem Abend nicht in der Messe, sondern auf den warmen Steinen der Mole, welche uns einen freien Blick auf die Ryvar zur schönsten Stunde des Tages ermöglichten.

Ohne weitere Worte möchte ich gerne die entstandenen Bilder für sich sprechen lassen.

Tag 11 – Sonnenstunden um Samsø und die Meerenge von Middelfart

Wie allen Guten Dinge, musste auch der gestrige Abend in Ballen irgendwann enden. Das gute war jedoch, dass mit dem elften Tag unseres Törns, direkt ein nächstes Highlight wartete.

Wir legten recht früh ab und segelten gemächlich Richtung West-Südwest, als der perfekte Moment gekommen war;

Die Sonne schien, der Wind flaute etwas ab und um uns herum war die See frei und ruhig. Zeit für das lang ersehnte Baden vom Schiff aus! Ehrlicherweise, war die Wassertemperatur nicht das, was man sich im Sommer vorstellen würde, allerdings hatten wir uns darauf während der letzten Badegänge mittlerweile eingestellt. Nachdem wir erst über eine Strickleiter vorsichtig ins Wasser gingen, war es dann tovó, der den ersten Sprung vom Klüvernetz wagte.

Schon bald folgten ihm auch die anderen und wagten sich immer weiter aufs Klüvernetz hinauf, bis emza schließlich von den vollen 4,5m in das kühle Nass sprang. Was ein Spektakel!

Während die schlausten von und sich jetzt schnell unter Deck begaben und anzogen, verharrten ziva, emza und ich einige Sekunden zu lange an Deck – Joachim nutzte den Moment und verhaftete uns zum Deckschrubben. Was sich im ersten Moment wie eine Strafe anhörte, entpuppte sich dann aber schnell zu einer spaßigen Angelegenheit beim strahlendem Sonnenschein.

Mit der Zeit konnte man nun beobachten, dass sich das Land mittlerweile von steuerbord, wie von backbord aus näherte, was nur bedeuten konnte, dass wir langsam aber sich in den Lillebælt kamen, kurz hinter dessen Öffnung wir im märchenhaften Ort “Middelfart” gleich neben einem weiteren Segelschiff festmachten.

Nach dem Abendessen verbrachten wir ein großen Teil des Abends damit, den vielzähligen Schweinswahlen dabei zuzuschauen, wie sie vor der Promenade des Ortes spielten. Dieser faszinierenden Anblick bot sich uns im Kleinen Belt (Lillebælt) immer wieder.

Tag 12 – Kleiner Belt und Hardeshøj am Als Fjord

Der vorletzte Tag auf See begann mit den ersten paar beeindruckenden Stunden, während derer es sich immer mehr so anfühlte, als würde wir auf einem Fluss, als auf der Ostsee unterwegs sein. Die Ryvar schlängelte sich vorbei ein kleinen tiefgrünen Inseln mit idyllischen Dörfern, die den Rand des Lillebælt säumten.

“Als früher die Schiffe noch aus Holz waren, da waren wenigstens die Matrosen aus Stahl.”

samo samoson

So ging es einige Stunden weiter, bis sich der Belt wieder öffnete und das Wetter verschlechterte. Gemeinsam mit leichtem Nieselregen fuhren wir in den bisher kleinsten Hafen in Hardeshøj auf Als ein. Eine grandiose Gelegenheit vor dem letzten morgigen Seetag noch einmal in Ruhe Luft zu holen und sich von Dänemark zu verabschieden.

Tag 13 – Einlaufen im Heimathafen Flensburg

Die Regel, dass sich das Wetter bessert, wenn man sich weiter von der deutschen Küste wegbewegt hatte uns auf dem ersten Teil der Reise einige sehr gute Tage eingebracht, doch die Kontraposition dieser einen Regel bescherte uns am letzten Tag, an welchem wir durch Sønderborg in die Flensburger Förde einfuhren, einen kalten Gegenwind und horizontalen Regen.

Nichts desto trotz fühlten wir uns ein wenig geschmeichelt, als sich die mächtige Klappbrücke Sønderborgs für uns öffnete, um uns freie Fahrt zu gewähren. Für all jene von uns, die bereits das Glück hatten mit der Ryvar mitsegeln zu dürfen bot sich steuerbord nun ein bekannter Anblick: Die Flensburger Förde.

Vorbei an vielen kleinen Booten, Fähren, den Ochseninseln und schließlich der alles überragenden Werft am Eingang zum Hafen fand die Ryvar fast ganz automatisch ihren angestammten Liegeplatz im Flensburger Museumshafen, gleich gegenüber des Schifffahrtsmuseums.

Sofort liefen die Vorbereitungen für dem Bunten Abend auf Hochtouren, der dieser großartigen Sommerfahrt die Krone aufsetzte. Unter Deck wurde ein letztes Mal auf dieser Fahrt gesungen, gegessen und gefeiert…

Tag 14 – Farewell

Es fällt mir schwer dieser Fahrt mit abschließenden Sätze zusammenzufassen. Eine Fahrt, die und nochmals so viele neue Möglichkeiten bot, die ich zuvor noch nicht erleben konnte. Ich möchte aber in jedem Fall der großartigen Stammcrew, bestehend aus Gabriel, Joachim und Saskia danken, ohne die all dies nicht möglich gewesen wäre. Es bleibt nur noch aus, einen jeden einzelnen Kranich, der auf dieser Fahrt dabei war, zu fragen, was für ihn diese Fahrt besonders gemacht hat. Würde jeder einen Bericht schreiben, hätten wir ganz sicher viele verschieden Blickwinkel, die ich noch nicht einmal anschneiden konnte.

Gut Pfad

samo

Kategorien: Fahrten

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