Die Blautüchler unseres Stammes entschieden sich dieses Jahr für zwei Wochen nach Lappland zu fahren, um den Sommer mit einer Großfahrt ausklingen zu lassen. Nach zwei Tagen Anreise im Zug waren wir endlich da: In Karesuando. Von dort aus überschritten wir die schwedisch-finnische Grenze, um nach einem Hajk und einer Übernachtung zwischen Moor und Wald am nächsten Tag weiter nach Kilpisjärvi zu fahren. Dort angekommen hajkten wir los und verbrachten die anschließende Nacht in einer kleinen Kotha am Fuße des Saana. Der nächste Tag sollte uns bereits bis zum Dreiländereck zwischen Schweden, Finnland und Norwegen bringen. Die darauffolgende Tage kämpften wir uns durch das rutschige und schwere Gelände Norwegens. Die Abende verbrachten wir im Windschatten großer Felsblöcke, während wir am Lagerfeuer Lieder sangen, welche etwas vom eiskalten Wind ablenkten. Von dort aus führten unsere Pfade wieder nach Schweden, wo wir auch unseren größten Tagesmarsch hatten, um wieder rechtzeitig vor dem Eintreffen stärkerer Stürme am Dreiländereck in einer kleinen Hütte am See den Tag verbringen zu können. Nun, da wir schon einige Tage unterwegs waren, gingen unsere Lebensmittelreservern langsam aber sicher dem Ende zu, weshalb es von Nöten war, nach Kilpisjärvi zurück zu kehren, um neue Verpflegung zu besorgen. Wir teilten uns auf; Ein Teil machte sich auf den Weg ins Dorf, ein anderer direkt zum vereinbarten Treffpunkt an einem anderen, kleineren, See, östlich des Saana. Was vorher keiner ahnen konnte: Der direktere Weg führte durch schwer begehbares Moor- und Sumpfland, da wir den festen Granit Norwegens bereits hinter uns gelassen hatten. Ähnlich wie an den ersten Tagen bei Karesuando watete ein Teil der Horte also wieder durch schmatzendes Moor, immer bemüht nur auf scheinbar stabilere Grassoden zu treten, um nicht knietief in den sandigen Boden einzusinken. Nachdem sich die beiden Gruppen wieder getroffen hatten, winkte an dem Abend ein großes Mahl, da der neu gekaufte Proviant nun nicht mehr weit getragen werden musste. Zufrieden und satt legten sich alle unter Planen, in Kröten Biwaksäcken oder anderen Unterständen schlafen. Die Fahrt neigte sich dem Ende zu, und so beschlossen wir, ein letztes Mal zu den Kothas am Saana zu hajken, um dort einen regnerischen Tag zu überstehen. Nach erneutem Streifen durch üppige Birkenwälder, welche den unteren Teil der Bergkette bedeckten, kamen wir am frühen Nachmittag an der Hütte an, in welcher wir auch die Nacht verbrachten. Am nächsten Tag machte sich dann von der Hütte aus ein kleiner Trupp für einen Tageshajk auf den Weg, den Berg nördlich des Saana zu besteigen, um dort Unmengen an alten Verteidigungsanlagen aus dem Zweiten Weltkrieg und viele kleine Scharen von Rentieren, welche uns auch den Rest der Fahrt immer begleiteten, zu entdecken. Schweren Herzens brachen wir am nächsten Tag zur Heimreise auf, doch nicht ohne zuvor in Karesuando am Grenzfluss zwischen Schweden und Finnland den Bunten Abend zu feiern.
Gut Pfad,
samo
Schwan im Singsang deiner Lieder, grüß die grünen Birkenhaine, alle Rosen gäb ich gerne gegen Nordlands Steine
“Über meiner Heimat Frühling” von Eberhard Koebel
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